Wo kann man Felgen reparieren lassen?

Dipl.-Kfm. Thomas Beez

Felgenexperte und Geschäftsführer der Mainhattan-Wheels GmbH

„Gerade bei Beschädigungen, die über einen kleinen Kratzer an der Felge hinausgehen, sollte dringend ein Fachmann zu Rate gezogen werden, denn der kann einschätzen, ob eine sichere Instandsetzung überhaupt noch möglich ist. Professionelle Felgeninstandsetzungbetriebe verfügen zudem über die Technologie, stark beschädigte Felgen auf Risse und Verformungen zu prüfen, zum Beispiel durch eine 3D-Laservermessung, Röntgen- oder Wirbelstromprüfung.

Im Zweifelsfall sollte die defekte Felge immer gegen eine neue Felge getauscht werden!“

Schon seit Beginn unserer Tätigkeit im Bereich der Felgenreparatur lautet die am Häufigsten gestellte Frage am Telefon: „Reparieren Sie auch Felgen?“ Oft hören wir von unseren Kunden, dass es gar nicht so leicht sei, einen kompetenten Ansprechpartner zu finden und wie froh sie seien, nun einen solchen endlich gefunden zu haben. Das ehrt uns natürlich einerseits, andererseits gibt uns das oft zu denken.

Fast täglich landen Anfragen bei uns, denen eine schlechte Erfahrung mit einer Felgenreparatur vorausgeht. Wenn wir die betroffenen Felgen in Augenschein nehmen, stellen wir oftmals fest, dass die Arbeiten unfachmännisch durchgeführt wurden. Von der Wahl des falschen Farbtons bis hin zur mehrmals gerissenen Felge, die dennoch geschweißt wurde, ist die Bandbreite groß. Wo hingegen eine unschöne Oberfläche nach der Felgenreparatur „nur“ ärgerlich ist, hört bei geschweißten Rissen der Spaß auf. Hier wird fahrlässig in Kauf genommen, dass die Felge nach der Reparatur langfristig den Belastungen im Straßenverkehr nicht standhält und es ggf. sogar zu Personenschäden kommen kann.

Gerade bei Beschädigungen, die über einen kleinen Kratzer an der Felge hinausgehen, sollte dringend ein Fachmann zu Rate gezogen werden, denn der kann einschätzen, ob eine sichere Instandsetzung überhaupt noch möglich ist. Professionelle Felgeninstandsetzungbetriebe verfügen zudem über die Technologie, stark beschädigte Felgen auf Risse und Verformungen zu prüfen, zum Beispiel durch eine 3D-Laservermessung, Röntgen- oder Wirbelstromprüfung.

Prinzipiell sind Felgenschäden in zwei Kategorien aufzuteilen: Erstens oberflächliche Schäden, mit einem Materialabtrag von bis zu 0,5mm und zweitens strukturelle Schäden, bei denen die Felge gerissen oder verformt sind oder ein starker Materialabtrag (über 0,5mm) vorliegt.

Im Fall eines oberflächlichen Schadens bis zu 0,5mm geht in der Regel keine Gefahr von der Beschädigung aus. Hier sollte bei der Wahl des geeigneten „Felgendoktors“ darauf geachtet werden, dass dieser überhaupt die benötigten Verfahren anbietet. Um annähernd alle Oberflächen originalgetreu wiederherstellen zu können, gehören die Verfahren „Nasslackierung“, „Pulverbeschichtung“ und „CNC-Glanzdrehen“ zum Standardrepertoire eines Fachbetriebs für Felgenreparaturen. Andernfalls werden vorhandene Verfahren genutzt, um das Ergebnis der nicht vorhandenen Verfahren nachzubilden – was meist zu einem minderwertigen Ergebnis führt. Doch selbst wenn alle Verfahren angeboten werden, empfehlen wir, gezielt zu fragen, wie denn genau die Bearbeitung durchgeführt wird.

Beispiele:

  1. Bei vielen Originallacken handelt es sich um Effektlacke, die meist nicht ohne Weiteres 1:1 nachlackiert werden können. Fragen Sie nach einer möglichen Farbabweichung.
  2. Bei einer Lackierung wird häufig das „Beilackieren“ oder „Smart-Repair“ angeboten. Fragen Sie, ob die Felge nach der Teilbearbeitung auch komplett Klarlackversiegelt wird. Ansonsten gibt es häufig Probleme mit der Haltbarkeit.
  3. Oft wird mit „CNC-Glanzdrehen“ geworben, tatsächlich wird jedoch ein händisches „Rotationsschleifverfahren“ durchgeführt. Das Ergebnis hat mit einer CNC-Bearbeitung wenig gemein.
  4. Wenn die glanzgedrehte Felge CNC-Bearbeitet wird, sollte man immer fragen, ob der Betrieb in der Lage ist, nur im Schadensbereich einen Materialabtrag vorzunehmen und beim Rest der Felge nur den Klarlack überdrehen kann oder ob das Material gleichmäßig über die gesamte Sichtfläche abgetragen wird. Zwischen beiden Varianten können „wichtige Millimeter“ liegen, die dazu beitragen, dass die Felge durch die Reparatur nicht geschwächt wird. Es ist immer das „Ungleichmäßige Überdrehen“ vorzuziehen.
  5. Vergewissern Sie sich, dass der Betrieb alle Arbeiten im Zuge der Felgenreparatur selbst durchführt. Falls die Arbeiten fremdvergeben werden, kann es sein, dass sich das auf den Preis und die Bearbeitungsdauer auswirkt.

Bei strukturellen Schäden ist die Wahl eines geeigneten Betriebes noch wichtiger. Hier geht es um Ihre Sicherheit. Ein Fachmann muss einschätzen, ob die Felge repariert werden kann, ohne dass danach die Gefahr besteht, dass es zu Brüchen oder Rissen kommt.

Beispiele:

  • Die Felge ist verformt
  • Die Felge weißt Beschädigungen auf, die tief ins Material reichen
  • Die Felge weißt einen oder mehrere Risse auf

Für die Felgenreparatur gibt es keine Richtlinien, dafür allerdings eine Auffassung des Bundesministeriums für Verkehr für das erneute Inverkehrbringen von reparierten Felgen in den öffentlichen Straßenverkehr. So führt der Sonderausschuss „Räder und Reifen“ des Fachausschusses Kraftfahrzeugtechnik (FKT) in einer Stellungnahme aus, „…dass eine Reparatur beschädigter Leichtmetallräder grundsätzlich abzulehnen ist. Mit Reparatur sind jegliche Eingriffe in das Materialgefüge, Wärmebehandlungen und Rückverformungen gemeint. …“

Bei verformten Felgen muss man davon ausgehen, dass selbst eine gefügeschonende Reparatur zu einer Schwächung des Rades führt. Wenn überhaupt, können nur minimale Verformungen instand gesetzt werden, abhängig davon, wo sich die Verformung befindet und aus welchem Material die Felge besteht.

Bei einem Felgenschaden, bei dem die Beschädigungen tief ins Material reicht, muss im Einzelfall entschieden werden, ob eine sichere Reparatur gewährleistet ist. Hier sollten neben dem Schadenbild auch das Herstellungsverfahren und das bei der Herstellung verwendete Material berücksichtigt werden.

Unserer Erfahrung nach sollten Risse prinzipiell nicht repariert werden. Erstens hat die Felge schon durch die Bildung des Risses einen erheblichen Strukturschaden erlitten, was nach dem Schweißen dazu führen kann, dass sich an andern Stellen Risse bilden, zweitens wird beim Schweißvorgang eine enorm hohe Temperatur zugeführt, dadurch ändert sich das Aluminiumgefüge, was dazu führen kann, dass die Aluminiumlegierung spröde wird und ebenfalls reißen kann.

Im Zweifelsfall sollte die defekte Felge immer gegen eine neue Felge getauscht werden!

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